Recruiting neu denken
Wer neue Mitarbeiter gewinnen will, kann es sich nicht mehr leisten zu warten, bis Bewerbungen eintreffen. Im Forum Personal der IHK Niederbayern in Passau wurde sehr deutlich: Recruiting ist heute Beziehungsarbeit.
„Talente aktiv gewinnen, statt nur zu suchen“ – wie das gelingen kann, haben die Teilnehmer bei der jüngsten Ausgabe des „Forum Personal“ bei der IHK Niederbayern erfahren.
Unternehmensberater Markus Fabbris betonte in seinem Vortrag, dass aus dem einstigen Bewerbermarkt längst ein Verdrängungsmarkt geworden ist. Nicht Unternehmen wählen aus Kandidaten, sondern Kandidaten wählen aus Unternehmen. „Wer jetzt noch darauf wartet, dass ,schon genügend Bewerbungen kommen‘, hat verloren“, sagte Fabbris. Recruiting müsse heute Teil der Unternehmensstrategie sein – und zwar auf Vorstandsebene. Der Recruiter müsse immer zum Relationship Manager werden, Recruiting als Teamleistung begriffen werden. „Unternehmen dürfen sich nicht mehr fragen: „Wie viele Bewerbungen haben wir bekommen? Sondern „Wie viele Kontakte haben wir aktiv aufgebaut?“
Fabbris verglich modernes Recruiting mit Vertrieb: Eine kontinuierliche Talente-Pipeline sei notwendig – aufgebaut wie ein CRM-System.
KI-Bots könnten hier zwar unterstützen, „aber sie ersetzen keinen guten Recruiter“. Entscheidend sei eine regelmäßige Ansprache und ein möglichst unkompliziertes Bewerbungsverfahren und Onboarding. Gerade hier gebe es aber Luft nach oben. Die „Time-to-Hire“, also die die Zeitspanne vom Beginn der Personalsuche bis zur Unterzeichnung des Arbeitsvertrages, liegt in Deutschland bei 55 Tagen, der globale Durchschnitt bei gerade mal 38 Tagen. „Wer Talente gewinnen will, braucht Geschwindigkeit, Transparenz und einfache Prozesse“, sagte Fabbris.
Im Anschluss zeigte Karl Heinz Friedrich, Bereichsleiter Berufliche Bildung bei der IHK Niederbayern, in einem Praxisblock, wie KI im Recruiting konkret eingesetzt werden kann – etwa bei der Erstellung von Stellenanzeigen. Die Teilnehmer feilten mit ChatGPT, Gemini und Co. an den perfekten Anzeigen – und bekamen hier hilfreiche Prompt-Tipps von Karl Heinz Friedrich.
Zudem gab es beim „Forum Personal“ einen Einblick in die Arbeit von „KI-Agenten“. Friedrich definierte diese als „autonomes System, das eigenständig Ziele verfolgt, Aufgaben plant, ausführt und Ergebnisse prüft“. Ein solcher Agent greife auf verschiedene Tools oder Datenquellen zu und arbeite proaktiv, nicht nur reaktiv. Gleichzeitig betonte er: „Der Mensch bleibt in der Führungsrolle – der Agent ist ein Helfer.“
Nächstes Forum Personal:
3. Februar 2026